Gratwanderung im Umgang mit einer starken Rand­gruppe:
Witwen & Witwern


Mai 2015

Der Tod eines Partners oder einer Partnerin ist und bleibt für die meisten Menschen eine Aus­nahme­situation, die Jahre nachwirkt. Doch die Gesellschaft hat von Witwen und Witwern eine bisweilen merk­würdige Ansicht und Er­war­tungs­hal­tung an diese Gruppe, die rein statistisch gesehen ganz normal unter dem Familienstand verwitwet auftaucht.

Immerhin machen sie zehn Prozent der deutschen Bevölkerung aus. Da­mit liegen sie nicht weit unter dem Wert der Alleinstehenden, also die Gruppe der Ledigen, auch so eine Ein­ord­nung der Statistik: 19 Prozent waren es laut Mikrozensus 2011 in ganz Deutschland, Tendenz eher stei­gend. Letzteres gilt übrigens auch für die Gruppe der Verwitweten.

Bestattungen Bielefeld - Sieweke & Ruthe Bestattungen Bielefeld und Leopoldshöhe - Als Partner im Trauerfall bieten wir Ihnen neben der individuellen Gestaltung Ihrer Trauerfeier folgende Bestattungsformen an: Erdbestattung, Feuerbestattungen, Seebestattungen, Baumbestattungen. Des weiteren beraten wir Sie gerne im Rahmen der Bestattungsvorsorge.

Innerhalb der Gesellschaft fehlt Wit­wen und Witwern die Lobby. Das mag mit dem gestörten Verhältnis der Menschen zum Tod zu tun haben. Er wird gern an den Rand der Gesellschaft verbannt, und genau dort finden sich nicht selten die Hin­ter­blie­ben­en wieder. Gleichwohl ste­hen Erwartungshaltungen an sie im Raum: Voller Würde mögen sie Ab­schied nehmen.

Trauer, die gehört nicht in die Öf­fent­lich­keit. Nachweinen sollen Wit­wen ihrem Mann, doch dies bitte nicht zu lange, denn Stärke wird erwartet, eine schnelle Rückkehr in die Nor­ma­li­tät. So ist das in einer Ge­sell­schaft, die von Spaß, Individualität und Kon­sum geprägt ist, der es an Kon­ti­nui­tät, der Fähigkeit zur Treue fehlt. Be­zieh­ungen, nun die halten nur noch selten lange.

Und so mag es nur logisch sein, dass eben diese Gesellschaft mit ech­ter Trauer kaum umgehen kann. Ist ein Angehöriger bestattet, sind die letzten Rechnungen bezahlt, dann wird von Witwen und Witwern Kon­sum erwartet. Immerhin könnte ein Erbe unter das Volk gebracht wer­den.

Für Bestatter ist das eine echte Grat­wanderung. Wie geht er bei aller Pro­fes­sio­nali­tät damit um? Dürfen Men­schen nicht mehr trauern, auch über Jahre hinweg, wenn sie den Partner nach Jahrzehnten des gemeinsamen Weges verlieren? Doch, sie sollen es sogar tun.

Und der Bestatter hat, wenn er sie annimmt, die Ehre, dem Menschen auf sanfte aber ehrliche Art und Weise auf diesem langen Weg zurück in das Leben zu unterstützen. Natürlich gehört auch für den Be­statter die Kundenbindung zum täg­lichen Geschäft.

Der Tod ist nun einmal Teil seines Broterwerbs. Doch das steht für Betroffene nicht im Vordergrund, und so sollte auch der Bestatter nicht den Eindruck vermitteln, nun rasch ein Folgegeschäft ins Visier zu nehmen. Es sind die ehrlichen, echten und offenen Gesten der Menschlichkeit, keine Floskeln, keine Plattitüden, kein Drumherumgerede.

Ein Gruß am Jahrestag, ein freundschaftlicher Hinweis auf sinn­volle Vorsorge, um genau jene Aus­nahme­situation, in der sich der Be­troffene befindet, anderen später etwas leichter zu machen. Es bedarf eines enormen Ein­füh­lungs­ver­mö­gens, den richtigen Ton zur richtigen Zeit zu treffen. Gerade im Trauerfall klingen vom Grundsatz her gut gemeinte Aussagen mitunter wie Hohn in den Ohren der Betroffenen.

"Sie haben Ihr Leben noch vor sich." Wohl kaum, zumindest nicht in die­sem Moment, denn das Leben war der gemeinsame Weg mit dem Partner, und der ist genau hier und jetzt beendet. An dieser Stelle gibt es für den Zurückgebliebenen keinen lebenswerten Weg, der vor ihm lie­gen könnte. Schweigen wäre ver­mutlich die richtige Antwort.

Unter Umständen sucht der oder die Hinterbliebene Nähe. Mit pro­fes­sio­nel­ler Distanz darf auch das sein, denn diese Gesten können Halt ge­ben. In den seltensten Fällen er­wart­en Betroffene eine Antwort auf das, was sie selber sagen. Sie wollen ge­hört werden, sie brauchen die Kraft anderer. Der Bestatter ist hier eine mögliche Instanz der Stärke.

Am Ende geht es natürlich auch darum, Kunden zu binden und/oder zu gewinnen. Stehen Menschlichkeit und fachliche Kompetenz aber im Vordergrund, müssen geschäftliche Interessen nicht mehr hervorgehoben werden.